|
Am 5. November 1958 trafen sich in Korace, Bosnien, Mara, Anna, Mara und Marijanca.
Die vier Frauen sind Urgroßmutter, Großmutter, Mutter und Tochter
Es war es das letzte Mal, daß die vier Frauen zusammengekommen waren.
Da ist die Geschichte dieser vier Frauen,
in einem Zeitrahmen von 1900 - 1999
die Sesshaftigkeit und die Ruhelosigkeit,
die Allgegenwärtigkeit des Fehlenden,
der Väter, der familiären Geborgenheit,
des politischen im persönlichen,
und da ist, fern jeder Tagespolitik,
die Geschichte des Balkans,
die politische Geschichte, die ökonomische, die gesellschaftspolitische,
ein Drittel Krieg, zwei Drittel Vorkriegs- und Nachkriegszeit mit etwas Frieden dazwischen,
das Fehlen des Allgegenwärtigen,
der in freiem Willen agierenden Frauen,
des persönlichen im politischen.
In der Mitte des Hofes steht ein Kirschbaum,
Hitler besetzt Serbien,
Marco erschießt Simon, den Geliebten Ruzas.
Anna arbeitet im Krieg in Wien bei Manner.
die Rückfahrt dauert 2 Wochen, die Infrastruktur ist zerstört.
Mittlerweile wurden auch Ruza und ihr Vater, der Stiefvater Annas, ermordet.
Marica lernt in Novi Sad in der Schule Fallschirmspringen.
Das Leben aber geht immer weiter,
die beiden Geschichten, die politische und die persönliche,
treffen sich, entfernen sich, treffen sich, entfernen sich,
was lebensfeindlich ist, ist es doch nur vom Standpunkt des unbeteiligten Betrachters aus,
was romantisch ist, ist es ebenfalls nur vom Standpunkt des unbeteiligten Betrachters aus,
und während in Bosnien die Geschichte zum großen Finale kulminiert,
Korace von der Landkarte verschwunden ist,
ist doch die Aktualität der Ereignisse nur ein weiterer Moment der Reise,
geht auch die Gechichte der Protagonistinnen längst an anderer Stelle weiter.
Da aber Geschichte nur im Museum, nie aber im Leben zeitlos ist,
erweist sich die Darstellung einer chronologischen Abfolge dieser Stationen alsbald als trügerisch.
Schon zu behaupten, daß die Reise in Bosnien Herzegowina beginnt und auch dort endet,
ist nicht falsch und nicht richtig.
Daher zeige ich Geschichte als Überlagerung der Stationen einer Reise.
Die Darstellung pendelt, zwischen Installation, Fotografie, Skulptur und Text.
Die Überlagerungen werden somit in mehrfacher Weise gezeigt.
|
|
Installation und Katalog, Bilder und Text
Die ursprüngliche Installation besteht aus 75 schwarz-weißen, transparenten Bildern, die in Überlagerungen gezeigt werden.
Abweichend von der ursprünglichen Form, bei der sich in einem angedeuteten Haus Glas-Gefäße mit Bildern im
Boden auf einem Tisch stapeln, sind die schwarz-weißen Bilder auf Leporellos gedruckt, chronologisch in Gruppen
gegliedert.
Je nach Position markiert jedes Bild (z.B. Foto, Landkarte, Zeichnung, Zitat), einen wichtigen Punkt in der Geschichte.
Durch die Transparenz sind die Ebenen miteinander verbunden, - der Hintergrund eines Ereignisses wird im
Zusammenhang mit dem Ereignis sichtbar, durch den Abstand entsteht Distanz, alle Teile könnten voneinander getrennt betrachtet werden.
Im Hintergrund hört man einen Erzähler, der den Text der Geschichte spricht.
Sie ist in 28 Kapitel unterteilt, Gesamtdauer 52:34 Min.
Zur Installation gehört ein Geschichtsbuch, bestehend aus 13 Leporellos in einer Schachtel.
Jeder Leporello besteht aus den Bildern einer Gruppe und dem zeitlich zugeordneten Textteil der fortlaufend
erzählten Geschichte. Die Bilder sind nicht Illustration zum Text. Bilder und Texte sollen dabei unterschiedliche
Punkte bzw. Abläufe darstellen oder symbolisieren. |
|
|